Ein besonderer Ort

Wenn du das rote Tor durchschreitest, wehen dir Düfte entgegen: Glyzinie, Geißblatt und Heckenrose, und wenn du weitergehst, ein Hauch von Orangenreiniger, Tomatensoße, Bienenwachs, Lebkuchen vielleicht im Winter.

Hier fließt die Zeit gemächlicher, eingebettet im geruhsamen Rhythmus eines Atemstromes: Phasen des Aufnehmens wechseln mit solchen des Ausatmens im freien Spiel, Aktivität mit Ruhe, und so wird Raum geschaffen für Geborgenheit und Wohlbefinden. Vertrautes und wiederkehrendes im Lauf des Tages, der Woche und im großen Lauf der Jahreszeiten geben Halt und Sicherheit.

Mit offenen Sinnen

Hier spielen die Kinder barfuß im Gras, klettern auf Bäume, graben im Sand und lassen die federleichten Schneeflöckchen auf ihren Gesichtern schmelzen. Mit offenen Sinnen schließen sie innige Bekanntschaft mit Mutter Natur und dem, was sie uns in ihrem Jahreszeitenkreis schenkt.

Hier begegnen einander unterschiedlichste Menschen – und meistens haben sie strahlende Augen und ein Lächeln auf den Lippen. Im gemeinsamen Tun, beim Bauen, Gartenarbeiten, Basteln werden Freundschaften geschlossen, die oft über Jahre hinweg halten. Hier ist die Begegnung von Mensch zu Mensch auf Augenhöhe möglich; ein jeder bringt seine Fähigkeiten zum Wohl der Gemeinschaft herein. Feste werden miteinander gefeiert und verzaubern gleichermaßen Erwachsene wie Kinder.

Hier lernen die Kinder am Vorbild der tätigen und einander in achtsamer Begegnung wertschätzenden Erwachsenen.

Hier dürfen Kreativität und Einfallsreichtum wachsen. Musik, Eurythmie, künstlerischer Umgang mit Sprache und bildende Kunst inspirieren die Kinder und regen sie an, selber schöpferisch tätig zu werden.

Dieser Ort, diese Oase im hektischen Treiben der Stadt ist eine Vision, die sich verwirklichen und wachsen will, seit 39 Jahren, jeden Tag aufs Neue, immer für und mit den Menschen, die gerade dort sind – ganz real und konkret, an jenem Ort, hinter dem roten Tor: im Waldorfkindergarten.